Neue Nachhaltigkeit in Gesellschaft & Landwirtschaft auf dem Insidertag 2024
Insidertage bei Blunk widmen sich der Zukunft der Landwirtschaft und nehmen jedes Jahr ein besonderes Thema unter die Lupe. Zum Insidertag 2024 beleuchteten Arne Stecher, Holcim Deutschland und Felix Kalverkamp, NEXAT unterschiedliche Aspekte einer neuen Nachhaltigkeit in Gesellschaft und Landwirtschaft.
Begrüßung der ersten Gäste des Insidertages 2024 in Rendswühren
Begrüßung und Übergabe der neuen Fendt Schlepper
Nach der Eröffnung und Begrüßung der Gäste nahmen Henrik, Jochen und Jogi Blunk für die anstehende Saison von Andreas Loewel, AGCO Corporation und Thomas Tank, Raiffeisentechnik Westküste die neuen Fendt Schlepper in Empfang.
Dabei fiel die neue, umweltschonende und leuchtend grüne Kautschuk-Bereifung des Herstellers GRI aus Sri-Lank besonders auf!
Vortrag: “Dekarbonisierung und industrielle Transformation hin zu nachhaltigen Wertschöpfungsketten”
Referent: Arne Stecher, Prokurist und Head of Decarbonization, Holcim Deutschland GmbH
In seinem Vortrag zeichnete Arne Stecher zunächst ein Bild der „Energiewende“ und ging insbesondere auf die Ursachen zunehmender Wetterextreme und des Klimawandels ein. Anschließend zeigte er die Zusammenhänge zwischen Kohlenstoffzyklen, der Zunahme des weltweiten Erdölverbrauchs und des bisherigen und zukünftigen Energieverbrauchs insgesamt auf.
Dabei betonte der Vortragende, dass nicht CO2 an sich schädlich ist, sondern die menschengemachte Störung des natürlichen CO2 Stoffkreislaufes. Um den Entwicklungen Einhalt zu gebieten, seien zum einen Einsparungen, zum anderen eine CO2 freie Energieerzeugung sowie ein Umdenken hin zu Kohlenstoffkreisläufen notwendig.
Die Energiewende in drei Schritten
Die aktuelle Stromwende hin zur Gewinnung von Strom aus Wind und Sonne, so Stecher, sei ein erster Schritt in Richtung einer nachhaltigen Energiewende, die geplante Wasserstoffstrategie mit ihren verschiedenen Aktionsfeldern ein wichtiger zweiter. Der dritte Schritt zielt auf den Auf- und Ausbau eines umfassenden Kohlenstoffmanagements.
Dekarbonisierung und Carbon Capture bei Holcim
Nach einem kleinen Exkurs in die Chemie der Kohlenstoffe wurde deutlich, warum die Zementindustrie materialbedingt eine nachhaltige, permanente industrielle Punktquelle von CO2 ist – und immer sein wird. Ziel von Holcim ist, Kohlenstoff in Zukunft zu einem integralen, sektorenübergreifenden Bestandteil neuer Wertschöpfungsketten zu machen.
Nutzung von anfallendem CO2 als Rohstoff
An dem Beispiel „Oxyfuel“ erläuterte der Fachmann, wie bei Holcim CO2 bei der Zementherstellung zukünftig wirksam gesammelt und als hoch konzentriertes Methanol-Gas Wiederverwendung zum Beispiel in der Chemieindustrie oder in maritimen Anwendungen finden wird.
Deutsche Carbon Management Strategie
Die Kohlenstoff-Management-Strategie beinhaltet eine deutlich intensivere Kooperation bzw. Koppelung von Industrien – Chemie, Petrochemie, Mobilität, Grüne Energieerzeugug, Wärmesektor, Agrar –, um schädliche Freisetzungen zu vermeiden.
Am Beispiel der Herstellung von Zement/Kalk (energieintensiver Sektor, mit prozessbedingten Treibhausemissionen) brachte der Referent die nötigen drei Maßnahmen zur Dekarbonisierung auf den Punkt: Brennstoffwechsel, Prozesswechsel und Carbon Capture.
Die dritte Maßnahme, Carbon Capture, zielt darauf ab, Kohlenstoffe zukünftig einzufangen und in produktiven Prozessen zu binden, neue Wertschöpfungsketten aufzubauen und den Kohlenstoff-Kreislauf damit zu schließen.
Decarbonisierung: Trends und Chancen für die Landwirtschaft
Auch der Agrarsektor steht, so Arne Stecher, vor einer gewaltigen Transformation. Mit der nachhaltigen Energieerzeugung aus Sonne und Biomaterial sei bereits ein Anfang gemacht. Aber, erklärt Stecher, die globale Transformation hin zu klimaneutralen Wertschöpfungsketten bietet weitere Chancen, insbesondere für die Landwirtschaft.
Nachhaltige Energieerzeugung
Am Ausbau der erneuerbaren Energien ist der Agrarsektor bereits intensiv beteiligt und nutzt die Chancen zunehmend.
- Biogas
Der Bereich „Biogas“ zum Beispiel birgt, so der Referent, noch etliches an Potential, zum Beispiel in der flexiblen Stromproduktion, der Erzeugung von Methan sowie der Abscheidung von biogenem CO2 und der direkten Vermarktung dieser Stoffe. - Photovoltaik
Auch im Bereich der Photovoltaik sieht Stecher weitere Chancen für Landwirte, zum Beispiel im Aufbau von Agri-PV Anlagen oder in der Entwicklung von von Freiflächenanlagen und Bürger-PV-Parks. - Speicherung
Im Bereich der Speicherung von Strom und der tendenziell immer weiter zunehmenden. direkten Lieferverträgen zwischen Energieerzeugern und abnehmenden Unternehmen sieht Steher eine zukünftige Chance für Landwirte.
Neu hinzukommen werde ein nachhaltiges Carbon Management, also Optimierungen in der Gewinnung, Speicherung und Vermarktung von Kohlenstoffverbindungen.
Carbon Management im Agrarsektor
Ein Weg für die deutsche Landwirtschaft, an den Entwicklungen teilzuhaben und dabei ihren 19%en Anteil am CO2 Ausstoß zu kompensieren, liegt im Ausbau des Carbon Management.
- Carbon Farming
Bei dieser Bewirtschaftungsmethode werden bewusst Kohlenstoffe im Acker gebunden. Der Zertifikatshandel eröffnet in diesem Zusammenhang interessante Optionen für Agrarbetriebe. - CO2 Gewinnung aus Biomasse
Biomasse aus Landschaftspflege, Forstwirtschaft, Ackerpflanzen, organischen Abfällen Algen und Tierhaltung zur Co2 Gewinnung nutzen - Energie und Kohlenstoff aus Biomasse
Brennstoff-Pellets und Pflanzenkohle aus Biomasse herstellen und vermarkten
Auch im Bereich Nahrungsmittelproduktion – neben den Bereichen Nachhaltige Energieerzeugung und Carbon Management – werden weitere Entwicklungen mitzugestalten sein.
Ernährungssicherheit & Nahrungsmittelproduktion
Auffällig sind, so das Statistische Bundesamt, der stetig abnehmende Selbstversorgungsgrad bei Nahrungsmitteln in Deutschland sowie das wachsende Missverhältnis von Landwirten insgesamt zur steigenden Anzahl der Menschen, die diese jeweils ernähren. Außerdem sinken die Nahrungsmittelausgaben im Verhältnis zum jeweiligen Einkommen immer weiter.
Auch hier bieten sich in den nächsten Jahren diverse Herausforderungen und Möglichkeiten für die Landwirtschaft.
Green Poductivity in der Landwirtschaft
Unter dem Titel der grünen Produktivität fasst Stecher schließlich die verschiedenen Aspekte einer nachhaltigen Landwirtschaft der Zukunft in wenigen Stichworten zusammen, angefangen von
– technischen Aspekten wie z.B. Precision Farming auf einem Feld, klimaneutralen Antriebskonzepten und Autonomen System in einer Region bis hin zu
– Aspekten der Umwelt & Betriebsführung wie z.B. Biodiversität, Digitale Vernetzung, Regenerative Landwirtschaft und Stoffstrom-Management im Sinne eines Digital Farmings.
Farm 4.0-Betriebe sind damit schließlich so aufgestellt, dass sie sich als Rohstoff- und Energielieferant mit der Industrie 4.0 verkoppeln und sich neue Wertschöpfungsketten erschließen können.
Zusammenfassung
Abschließend fasste der fachkundige Referent die umfassende Thematik für die Vertreter der Agrarbranche in einem Aufruf zusammen:
-
- „Denken Sie in Wertschöpfungsketten und Stoffströmen!
- Erschließen Sie neue Geschäftsfelder!
- Denken Sie in Kooperationen und strategischem Partnering!
- Nutzen Sie die Chancen!“
Die Referenten Arne Stecher (Holcim) und Felix Halverkamp (NEXAT) zogen alle Anwesenden mit ihren Ausführungen in ihren Bann.
Vortrag: Ackerbau im Wandel: Nachhaltiges Wirtschaften und neue Perspektiven für die Pflanzenproduktion
Referent: Felix Kalverkamp, Geschäftsführer der NEXAT GmbH Felix Kalverkamp stellt das zukunftsweisende Landbewirtschaftungsystem der NEXAT GmbH vor. Das Unternehmen NEXAT hat sich der der Entwicklung, Herstellung und dem Vertrieb des gleichnamigen, neuen Pflanzproduktionsverfahrens NEXAT verschrieben. Die eigens entwickelte Selbstfahrer-Maschine löst in technischer, ökonomischer und ökologischer Hinsicht laut dem Entwickler viele der Herausforderungen einer CO2-neutralen Landwirtschaft.
Das Versprechen: sparsam, bodenschonend, nachhaltig
Mit im Verhältnis zu konventioneller Landtechnik reduzierten Energieverbrauch und geringem CO2 Ausstoß leistet die NEXAT Technik, so Kalverkamp einen deutlichen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit und zur Nachhaltigkeit von Landwirtschaft. Außerdem wird durch die neue Technik
- nur noch ca. 5% der Bodenfläche befahren,
- eine unnötige Bodenverdichtung so verhindert und damit
- die Erosion von Boden verlangsamt,
- das Wurzelwachstum nicht mehr behindert und
- die Wasserversorgung und Humusbildung unterstützt
One for all – ein Selbstfahrer für alle Bearbeitungsschritte
Beeindruckend ist das systemische Konzept eines Träger-Fahrzeugs, in das je nach Bedarf verschiedenste Aggregate namhafter Landtechnik-Hersteller „eingehängt“ bzw. „aufgesetzt“ werden können. Damit werden alle Maschinen und Anbaugeräte auf eigenen Fahrwerken, wie sie heute z.B. für den Pflanzenschutz, die Aussaat, oder Ernte gebraucht werden, überflüssig.
Im Straßenverkehr und auf dem Feld unterwegs
Die Widespan-CTF-Maschine 24, 50 oder 70 Metern Arbeitsbreite ist durch ihre besondere Drehtechnik auf den Radachsen straßengängig – und natürlich für den Straßenverkehr zugelassen. Nach ersten Testläufen mit dem Prototyp (2013-2017) und zahlreichen Tests zu Zuverlässigkeit & Sicherheit sowie ersten Feldläufen (2017-2019) sind NEXAT -Systeme nun seit 2019 in der Landwirtschaft im realen Einsatz.
Technische Daten NEXAT
- diesel-elektrisches Antriebskonzept
- zwei Dieselmotoren mit je 550 PS
- Einzelradantrieb mit vier Elektromotoren
- Allradlenkung
- offene Schnittstelle für jegliche Gerätehersteller
- 360°Kamera Überwachung
Intensiver Austausch
Nach den spannenden Ausführungen der Referenten entspann sich ein intensiver Austausch – mit leckerem Imbiss und kühlem Schlepperbier.
Sie möchten gern mehr erfahren
über nachhaltige Landwirtschaft und Decarbonisierung?
Nehmen Sie gern Kontakt zu uns auf!